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Heike und ihre Nachbarn schützen den Dortmunder Ostfriedhof


Der alte Ostfriedhof mit seinen verwunschenen Parkanlagen ist Heikes Ruhepol. Als vermehrt Grabmäler gestohlen und Gräber verwüstet werden, ist sie zutiefst betroffen. Sie will den Friedhof schützen – mit Hilfe der Nachbarschaft.

Heike schließt ihre Haustür hinter sich und schlendert einige Meter weiter durchs Dortmunder Kaiserviertel. Schon steht sie vor dem Eingang zu ihrem ganz persönlichen Ruheort: Dem Dortmunder Ostfriedhof. „Dieses Fleckchen Erde hat etwas ganz Magisches“, findet sie.

Die große parkähnliche Friedhofsanlage, mit ihren verwunschenen mit Efeu bewachsenen Grabmälern und verschlungenen Wegen, bringt die Dortmunder Krimiautorin ins Schwärmen. Der Friedhof hat sie sogar schon zu einer Geschichte inspiriert. Hier kann sie loslassen und den Alltagsstress vergessen.

Vor rund 23 Jahren hat Heike den Ostfriedhof für sich entdeckt und war sofort ganz hin und weg. „Mein Wohnsitz ist mit jedem Umzug immer näher an den Friedhof ran gerückt“, lacht sie. Heute wohnt sie keine fünf Gehminuten vom Parkeingang entfernt und spaziert täglich über ihren geliebten Ostfriedhof.

Raubzüge auf dem Ostfriedhof

Für Heike und ihre Nachbarn im Kaiserviertel ist der Friedhof ein einzigartiger Schatz voller Kunstwerke: Die Gründungsväter der Stadt Dortmund liegen hier in prachtvoll gestalteten Grabanlagen begraben. Doch der Friedhof verfällt immer mehr, die alten und denkmalgeschützten Gräber werden nicht ausreichen gepflegt und teilweise bei Vandalismus nicht wiederaufgerichtet.„Die Stadt kümmert sich nicht genug um die Pflege“, findet Heike.

Als mehrere Bronzefiguren verschwinden und teilweise Gräber dadurch verwüstet werden, fühlt sich niemand verantwortlich. Heike kann und will das nicht weiter ansehen. Sie packt der Tatendrang und so wendet sie sich an ihre Nachbarschaft bei nebenan.de:

(Screenshot: nebenan.de)

„Liebe Nachbarn,

auf unserem schönen Ostfriedhof gehen Diebesbanden um, die bis heute 8 Bronzefiguren in der Nacht entwendet haben. Die Polizei fährt jetzt öfter Streife, die Friedhofsverwaltung versucht jetzt die Mitarbeiter zu sensibilisieren, den Haupteingang abzuschließen.

Die örtliche Politik ist auch informiert und es gab jetzt einen Beitrag in den Ruhr Nachrichten. Trotz alledem bitte ich euch: seid wachsam. Schaut, wenn ihr abends unterwegs seid, ob das Tor ggf. auf ist. Meldet Diebstähle, so sie euch auffallen.

Versucht unseren wunderbaren Friedhof mit zu schützen. Damit er so wunderschön bleibt wie er ist. Einige Figuren gibt es schon nicht mehr.“

Freunde des Ostfriedhofs

Heikes Nachbarn sind bestürzt über die mutwillige Zerstörung, die ihrem Friedhof und Stadtpark widerfahren ist. „Seit 17 Jahren wohne ich hier, in den letzten Jahren ist er einer meiner Lieblingsorte geworden. Mit offenen Augen sieht man den Verlust“, schreibt Nachbarin Ute. Auch Heikes Nachbar Carsten ist bestürzt:

„Der Ostfriedhof ist seit fast vierzig Jahren mein Lieblingsort, mit seiner teilweise unberührten Natur, ästhetischen Grabmalen, interessanten Fauna. Eine grüne, heimelige Insel, die einen fast vergessen macht, dass man mitten in einer verkehrsreichen Großstadt wohnt.“

Heike tauscht sich auf der Online-Plattform mit ihren Nachbarn über den Zustand des Ostfriedhofs aus und gemeinsam überlegen sie, was sie tun können. Heike gründet schließlich die Gruppe „Freunde des Ostparks/-Friedhofs“ bei nebenan.de und lädt ihre Nachbarn zu einem ersten persönlichen Treffen auf den Ostfriedhof ein:

(Screenshot: nebenan.de)

"Freunde des Ostparks

Erstes Treffen der Freunde des Ostparks zwecks Austausches.

Es gibt jetzt auch eine offene Gruppe: Freunde des Ostparks. Der Ostpark und -friedhof ist ein Ort, den nicht nur die Anwohner im Kaiserviertel sehr zu schätzen wissen. Leider wird dieser wundervolle Park sehr vernachlässigt. Diebesbandes haben Raubzüge durch unseren wundervollen Park unternommen und insgesamt acht Figuren entwendet.

Der Park ist unsere Dortmunder Kulturgeschichte. Er ist einer der schönsten Parkanlagen und Friedhöfe Deutschlands. Lasst uns zusammentun und schauen, was wir gemeinsam für den Erhalt und die Pflege schaffen können.“

Sechs Nachbarn folgen ihrer Einladung und gemeinsam mit Heike laufen sie an einem Septembertag über den Ostfriedhof und begutachten den Zustand der Grabanlagen. Seit diesem ersten Treffen suchen sie gemeinsam nach Möglichkeiten, wie sie den Friedhof pflegen und schützen können.

Wir wünschen uns einen schönen Park, einen Raum für alle. Und, dass der Friedhof, so wie er ist, für die zukünftigen Generationen erhalten bleibt.

Heike und ihre Nachbarn dokumentieren was alles auf dem Friedhof entwendet und verwüstet wurde. Sie treffen sich einmal im Monat, um über ihre nächsten Schritte zu sprechen, Bürgeranträge zu formulieren und Kontakt zum Bezirksbürgermeister aufzunehmen. „Wir teilen die Aufgaben auf und sammeln dann beim nächsten Treffen die Ergebnisse“, erklärt sie.

Stadtgeschichte gemeinsam bewahren

Heike hat Angst, dass dieses Stück Stadtgeschichte ohne die nötige Pflege und Sicherung der denkmalgeschützten Gräber und Kunstwerke bald verloren geht. Sie und ihre Nachbarn wünschen sich, dass die Stadt mehr Verantwortung für den Friedhof übernimmt und Maßnahmen zu seiner Instandsetzung und Erhaltung einleitet.

Sie erwägt zudem, eine Bürgerinitiative für den Ostfriedhof zu gründen. Schon jetzt tragen sie und die „Freunde des Ostparks/-Friedhofs“ ihr Anliegen nach außen: Sie hängen Schilder im Friedhofspark auf, mit Hinweisen auf seine prekäre Lage und bitten um Unterstützung. Über den Rückenwind aus der Nachbarschaft ist Heike sehr froh, ohne ihre Nachbarn wäre soviel Engagement für ihren Herzensort nicht möglich.

Wenn sie die Augen schließt, sieht sie die riesigen alten Bäume und die großen freien Wiesenflächen des Ostfriedhofs vor sich. Sie hofft, dass der Park durch ihre Nachbarschaftsinitiative zu seinem alten Glanz zurückfindet und in Zukunft noch mehr zu einem Ort der Begegnung für alle Nachbarn wird.

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Johanna Falkenstein | nebenan.de

Johanna unterstützt das Kommunikationsteam von nebenan.de seit April 2018. Unter anderem beschäftigt sie sich mit Begegnungsformaten in der Nachbarschaft – online und offline.