Ina ist Mitgründerin von nebenan.de und leitet das Kommunikationsteam der Nachbarschaftsplattform.
Dass sie neben dem alltäglichen Trubel bei nebenan.de die Zeit gefunden hat, um mit Mitgründer Michael einen Ratgeber für Nachbarn zu schreiben, zeigt, wie sehr ihr das Thema Nachbarschaft am Herzen liegt.
Alles rund um das Buch „Ziemlich beste Nachbarn – Der Ratgeber für ein neues Miteinander“ und was Nachbarschaft für sie bedeutet, hat sie uns im Interview erzählt:
Worum geht es in eurem neuen Ratgeber “Ziemlich beste Nachbarn”?
Es geht vor allem darum, wie man wieder mehr miteinander lebt als nebeneinander her. Der Ratgeber soll den Blick auf die vielen positiven Dinge in der Nachbarschaft lenken.
Der Ratgeber ist der Gegenentwurf zu allen negativen Vorstellungen von Nachbarschaft. Und er zeigt: Gute Nachbarschaft ist real. Wir wollen dazu anregen, die Nachbarschaft neu für sich zu entdecken.
Für das Buch haben wir viele Ideen gesammelt und stellen konkrete Projekte zum Nachmachen vor. Es gibt nämlich unglaublich viele tolle, lokale Initiativen, die sich vor ihrer Haustür engagieren. Der Ratgeber liefert also geballte Inspiration für alle interessierten Nachbarn.
Warum hast du dich zusammen mit deinem Mitgründer Michael Vollmann dazu entschlossen, einen Ratgeber herauszubringen?
Seit es nebenan.de gibt, setzen Michael und ich uns täglich mit dem Thema Nachbarschaft auseinander. In den letzten Jahren sind uns sehr viele schöne Geschichten bei der Arbeit begegnet.
Durch Michaels Arbeit bei der nebenan.de Stiftung haben wir auch viele spannende Initiativen kennengelernt, die mehr Aufmerksamkeit verdient haben. Unter anderem durch den von der nebenan.de Stiftung vergebenen Deutschen Nachbarschaftspreis. Einige Preisträger aus dem vergangenen Jahr findet man auch im Buch.
Und um eben genau diese schönen Erfahrungen und Initiativen zu sammeln, zu bündeln und weiter zu geben, haben wir uns entschlossen, diesen Ratgeber zu schreiben.
Ein Buch, das man bewusst zur Hand nehmen kann, um zu entdecken, was man im Großen und Kleinen tun kann, um sein eigenes Umfeld lebenswert zu machen.
Der Ratgeber ist in verschiedene Bereiche gegliedert, sodass man sich auch direkt in das Thema vertiefen kann, das einen selbst am meisten interessiert.
Glücklicherweise bestand bereits Kontakt zum OEKOM Verlag, dessen Ziel es ist, das Leitbild der Nachhaltigkeit in der Gesellschaft umzusetzen und zu verankern. Dazu hat unser Ratgeber natürlich super gepasst.
"Ziemlich beste Nachbarn"
Der Ratgeber für ein neues Miteinander:
von den Gründern von nebenan.de
Autoren: Ina Brunk, Michael Vollmann
Preis: 17 Euro
Verlag: OEKOM Verlag München, 2018
Vom Teilen und Tauschen über gemeinsames Gärtnern bis zum großen Hofflohmarkt oder Straßenfest – die Möglichkeiten des nachbarschaftlichen Miteinanders sind vielfältig.
Auf 180 Seiten kannst du dich von gelungenen Projekten und Initiativen inspirieren lassen. Dazu gibt es Anleitungen zur Organisation von Straßenfesten, Repair-Cafés und mehr.
Viele Leute verbinden mit dem Wort “Nachbarn” eher ziemlich nervige Menschen, die einem den Alltag schwer machen. Was hat du dem zu entgegnen?
Ich denke, es hängt viel davon ab, wie ich meiner Umwelt begegne. Wenn ich davon ausgehe, dass die Menschen um mich herum nett sind und spannende Geschichten zu erzählen haben, fällt es mir leichter, mich ihnen zu öffnen.
Man muss sich einfach bewusst machen, dass wir in einer Gesellschaft leben, die bunt ist. Natürlich leben wir unser Leben auf unterschiedlichste Art und Weise und manchmal ist man nicht auf einer Wellenlänge mit dem Gegenüber. Aber auch das kann bereichernd sein – wenn man die richtige Einstellung dazu hat. Wenn der Nachbar nicht grüßt, sollte man sich zunächst einmal fragen, warum man eigentlich selbst nicht gegrüßt hat.
Können aus Nachbarn deiner Erfahrung nach auch “Ziemlich beste Freunde” werden?
Ja! Nach drei Jahren nebenan.de Erfahrung bin ich mir sehr sicher, dass man in seiner Nachbarschaft Freunde und Gleichgesinnte finden kann. Wir hören oft von Menschen, die über nebenan.de Anschluss in der Nachbarschaft gefunden haben – vorher vielleicht sogar wirklich einsam waren – und sich nun nochmal ganz anders zuhause fühlen können.
So etwas passiert vor allem, wenn man sich traut, offen auf andere zuzugehen und ihnen unvoreingenommen zu begegnen.
Was sind 3 Dinge, die du jedem rätst, um seine Nachbarschaft zu verbessern?
- Gehe mit offenen Herzen durch die Nachbarschaft und nimm die Menschen in der Umgebung wahr. Da hilft es z.B. mal nicht zu telefonieren oder E-Mails zu checken, wenn man zur Bahn läuft.
- Sei bereit zu helfen: Biete deine Hilfe an, ohne eine Gegenleistung zu erwarten.
- Zeig mehr Toleranz! Wenn die Studenten-WG freitags mal wieder länger auf dem Balkon sitzt oder der TV der alten Dame nebenan laut ist, weil sie schlecht hört: Frage dich, warum es dich stört und wie du es am besten kommunizieren kannst.
Was macht eine gute Nachbarschaft für dich aus?
Eine gute Nachbarschaft ist für mich ein Begegnungsort und ein Rückzugsort zugleich. Ich fühle mich wohl und zuhause, weil ich das Gefühl habe, dass mir meine Umgebung bekannt ist. Ich kann die Menschen in der Umgebung grüßen, einen kurzen Plausch an der Super-Markt-Kasse machen, mich mit ihnen austauschen und mich trauen, um Hilfe zu fragen. Vielleicht finde ich auch jemanden in der Nachbarschaft, mit dem ich mich gut verstehe und Interessen teile.
Gleichzeitig ist meine Nachbarschaft aber auch ein wichtiger Rückzugsort, in dem ich manchmal auch einfach für mich sein und die große weite Welt draußen lassen kann. Trotzdem weiß ich, dass ich nicht allein bin: Draußen gibt es viele Nachbarn, auf die ich zugehen kann, wenn ich das Bedürfnis habe.
Generell finde ich, dass man in einer guten Nachbarschaft nicht nur achtsam mit seinen Mitmenschen umgeht, sondern auch mit der Umwelt und der direkten Umgebung. Denn nur wenn jeder von uns Verantwortung für das, was vor der eigenen Haustüre passiert, übernimmt, kann ein schönes Lebensumfeld geschaffen werden.
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