Wie alles begann
Als Nachbarin Virginia auf Ingrid zugeht und sie fragt, ob sie den von ihr initiierten Nachbarschafts-Stammtisch weiterführen möchte, zögert die 66-jährige Rentnerin aus Berlin Lichterfelde keine Sekunde. Sie sieht großes Potenzial im nachbarschaftlichen Austausch und einer starken Gemeinschaft. Gerade in herausfordernden Zeiten möchte sie die Nachbarschaft zusammenhalten.
Der monatliche Stammtisch
Seit zwei Jahren organisiert Ingrid über die Nachbarschaftsplattform nebenan.de jeden ersten Dienstag im Monat einen Stammtisch mit Nachbar:innen. Das regelmäßige Treffen im Viertel ist eine Gelegenheit, in direkten Austausch zu treten. Hier geht es nicht nur um ein gemütliches Beisammensein bei einem Bier oder einem Glas Wein, sondern auch um den Aufbau und die Pflege von Nachbarschaftsbeziehungen.
Anfangs nahmen meist nur zwei bis drei Personen teil, mittlerweile sind es immer mindestens 10. „Die Gruppe wächst stetig weiter. Es erscheinen immer wieder neue Gesichter. Der Stammtisch ist sehr dynamisch geworden“, erzählt Ingrid voller Begeisterung.
Das monatliche Zusammenkommen ist ein Begegnungsort für Jung und Alt. Die Gruppe verbindet mehrere Generationen miteinander – Nachbar:innen von 20 bis über 80 Jahren sind dabei! Die Einladung für das Treffen teilt Ingrid jeden Monat bei nebenan.de. So erfahren auch neue Nachbar:innen davon und fühlen sich eingeladen.
Die Nachbar:innen aus Lichterfelde treffen sich in einem italienischen Gartenlokal. „Die Wahl des Treffpunkts erfolgte nach bestimmten Kriterien”, erklärt die Organisatorin. Er muss sich im Kiez befinden und fußläufig zu erreichen sein, eine angenehme Atmosphäre mit sich bringen und leckere Speisen sowie ausreichend Platz bieten. Flexibilität und Komfort stehen hier im Vordergrund.
„Stammtisch
Liebe Nachbarinnen und Nachbarn, ich lade Euch herzlich zum monatlichen Stammtisch ein. Es ist wieder Zeit, sich zu treffen, gemeinsam zu lachen und für ein leckeres Essen. Achtung! Wir treffen uns in einem anderen Restaurant: Trattoria Il Giardino, Osdorfer Straße 23. Bitte meldet Euch rechtzeitig an oder ab, damit das Restaurant entsprechend planen kann. Ich freue mich sehr darauf, Euch wiederzusehen oder neue Teilnehmer begrüßen zu können. Herzliche Grüße Ingrid"
Aus Nachbar:innen werden Freund:innen
Wir kannten uns vorher nicht. Durch die Regelmäßigkeit vom Stammtisch sind nicht nur Bekanntschaften, sondern richtige Freundschaften entstanden.
Über den Stammtisch haben sich kleine Gruppen gebildet, die sich auch über das reguläre Treffen hinaus regelmäßig in ihrer Freizeit treffen. Zum Beispiel hat sich eine Spielgruppe aus vier Nachbar:innen geformt, andere gehen gemeinsam ins Theater oder treffen sich in der Nähwerkstatt, um ihrer Leidenschaft fürs Nähen nachzugehen. Und Ingrid selbst hat sogar ihren Urlaub mit einer Nachbarin verbracht.
Wir klingeln einfach und fragen, ob wir kurz reinkommen können. Das ist sonst ja gar nicht mehr üblich heutzutage!
Fang einfach an!
Die engagierte Rentnerin teilt ihre Erfahrungen gerne mit anderen – sie möchte allen zeigen, wie einfach es sein kann, Nachbar:innen besser kennenzulernen. Mit diesen Tipps möchte Ingrid andere dazu motivieren, sich aktiv in der Nachbarschaft einzubringen:
„Fang einfach an!"
Es mag anfangs Überwindung kosten, aber „man muss nur mit den Nachbar:innen reden, dann kommt man auch in Kontakt“, ermutigt Ingrid. Sie empfiehlt, sich etwas zu überlegen, was das Interesse anderer Menschen weckt. Ingrid legt allen ans Herz, sich nicht unterkriegen zu lassen, wenn am Anfang nur eine oder keine Person erscheint. „Bleib dran! Ich habe so viele Menschen kennengelernt. Wir sind mittlerweile eine richtig eingeschworene Gemeinschaft“, berichtet Ingrid zufrieden. Die Unterstützung, die sie von ihrem Umfeld erhält, aber auch gibt, hat ihr Leben positiv verändert und bereichert. Nicht nur stärkt es das Gemeinschaftsgefühl, gleichzeitig verkörpert die Nachbarschaft für sie einen Ort, an dem sie sich wohl fühlt.
„Sei konkret und bleibe gleichzeitig flexibel.“
Schlage einen konkreten Tag, Ort und Uhrzeit vor, kommuniziere einen klaren Plan. Die Kunst dabei ist es, gleichzeitig flexibel zu bleiben, um die Teilnahme möglichst zahlreichen Interessierten zu ermöglichen. Ingrids Stammtisch findet abends statt, damit auch Berufstätige teilnehmen können. Eingeladen sind alle! „Momentan sind wir fast nur Frauen, wobei Männer natürlich auch willkommen sind!“, erzählt sie lachend. Ihr liebenswerter Vierbeiner Mona ist oft auch mit von der Partie.
Ingrids Geschichte verdeutlicht, dass es sich lohnt, den ersten Schritt zu wagen und sich nicht einschüchtern zu lassen, auch wenn es anfangs nicht die erhoffte Resonanz gibt. Denn: Über einen Stammtisch ist es möglich, nicht nur Bekanntschaften in der Nachbarschaft zu schließen, sondern – mit ein bisschen Glück – auch neue Freundschaften zu gewinnen.
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