Bild: Doris S-Klaas/Tagesspiegel
Bild: Doris S-Klaas/Tagesspiegel

Nachbar:innen sammeln über 1.000 € für erkrankte Blumenhändlerin


Anneliese und ihr Blumenparadies sind aus dem Wrangelkiez nicht wegzudenken. Seit 1974 betreibt sie den Blumenladen, streut morgens frische Blütenblätter davor aus und ist immer für einen netten Plausch mit den Nachbar:innen zu haben.

„Früher kannte man sich hier im Viertel – wir waren hier ja nur zwei Straßen von der Mauer entfernt, das hat zusammengeschweißt. Seitdem hat sich das Viertel stark verändert: Heute hört man alle Sprachen der Welt und kennt sich lange nicht mehr so gut,“ erzählt Anneliese. 

Unterstützung für erkrankte Inhaberin 

Die 37-jährige Alisa hat das Blumenparadies erst vor kurzem in ihrem Kiez entdeckt: „Eigentlich kam ich nur vorbei, um einen kleinen Geburtstagsgruß für eine Freundin zu kaufen,“ sagt sie. Dann war es ihr kleiner Jack Russell Terrier Oskar, über den sie mit Björn, Annelieses Sohn ins Gespräch kam.

Björn erzählt ihr von den Anfängen des Blumenparadieses, zeigt ihr Bilder, wie er als 3-Jähriger mit Säge in der Hand stolz seinem Vater bei der Einrichtung des Ladens half. 

Im Blumenparadies steckt das ganze Herzblut meiner beiden Eltern. Jetzt ist meine Mutter krank geworden und kann nicht mehr im Laden stehen.

Sagt Björn und lässt den Blick über die Theke schweifen, die seit 45 Jahren immer noch dieselbe ist.

Alisa verlässt das Blumenparadies mit gemischten Gefühlen: Einerseits freut sie sich, dass es im gentrifizierten Kiez noch solche Läden gibt – gleichzeitig lässt sie die Sorge der Familie nicht los. Auch in den nächsten Tagen muss sie immer wieder an das Gespräch mit Björn zurückdenken.

Da sie selber bei der Berliner Spendenplattform betterplace.org arbeitet, liegt die Idee, eine Spendenaktion für Anneliese ins Leben zu rufen, nahe. 

Zusammenhalt in der Nachbarschaft 

Alisa ruft auf nebenan.de zur Unterstützung von Anneliese auf (Screenshot: nebenan.de)

Auch auf der Nachbarschaftsplattform nebenan.de informiert Alisa Anwohner:innen aus dem Wrangelkiez über Annelieses Erkrankung und wie sie die Familie in dieser schweren Zeit unterstützen möchte.

Sie postet alte Fotos von Anneliese vor dem Laden und das Foto von Björn aus der Kindheit.

„Ich glaube, wir alle kennen das Blumenparadies und vor allem Besitzerin Anneliese, die gute Seele des Ladens und eigentlich auch der ganzen Nachbarschaft,“ schreibt Alisa in ihrem Post. Die Nachbar:innen reagieren sofort: Sie wünschen Anneliese gute Besserung und danken Alisa für ihr Engagement.

Dass lokale Händler:innen wie Annelise wichtig für lebendige Nachbarschaften sind, finden auch die Gründer:innen von nebenan.de: 

Gewerbe vor Ort decken nicht nur materielle Bedürfnisse von Nachbar:innen ab. Sie sind auch Orte der Begegnung, Orte für persönlichen Austausch, die das Vertrauen untereinander fördern,

sagt Geschäftsführerin Ina Remmers. Sie ist begeistert, dass die Nachbar:innen im Wrangelkiez für die Blumenhändlerin die Initiative ergreifen und ihr zur Seite stehen. „Wir möchten dazu beitragen, dass Nachbar:innen und lokale Gewerbe wieder näher zusammenrücken. Deshalb setzen wir uns verstärkt dafür ein, lokale Gewerbe auch bei nebenan.de zu stärken und ihnen innerhalb ihrer Nachbarschaft mehr Sichtbarkeit zu verleihen.“

Mehr Vertrautheit im Kiez 

Alisas Hilfsaktion geht auf: Schon nach wenigen Tagen kommen 1.000 € zusammen, kurz darauf sendet der rbb einen Beitrag in der Abendschau. „Die Aktion hat ziemlich schnell Wellen geschlagen,“ freut sich Alisa. Ihren Spenden haben viele Nachbar:innen Genesungswünsche an Anneliese hinzugefügt.

Alisas Hund Oskar übergibt das gespendete Geld (Bild: nebenan.de)

„Der Zulauf der Aktion freut mich sehr,“ sagt Alisa lächelnd bei der Geldübergabe, „und trägt auch dazu bei, dass ich mich im Kiez nochmal mehr zu Hause fühle: Diese Unterstützung von den Nachbar:innen und die nette Beziehung zu Anneliese und Björn, die sich dadurch ergeben haben, geben mir ein wirkliches Gefühl von Gemeinschaft,“ erzählt die gebürtige Hessin.

Als eine Kundin in den Laden kommt wünscht sie Anneliese zum Abschied eine gute Besserung: „Ich habe den Bericht im rbb gesehen,“ ruft sie ihr im Rausgehen zu. „Die Aktion hat wieder mehr Wertschätzung in die Nachbarschaft zurückgebracht,“ erzählt Anneliese daraufhin. „Es ist schön zu wissen, dass der Laden den Nachbar:innen am Herzen liegt.“

Hinweis: Dieser Beitrag wurde erstmals im Jahr 2019 veröffentlich. Weil er uns noch immer sehr berührt, haben wir ihn im April 2023 noch einmal aktualisiert.


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