Bild: Maximilian Goedecke
Bild: Maximilian Goedecke

Helfer erzählen: So unterstützen wir Nachbarn uns im Corona-Alltag


Die Corona-Krise zwingt uns, soziale Kontakte einzuschränken. Gleichzeitig wird Solidarität untereinander umso wichtiger. Der Fotograf Maximilian Gödecke hat Helfer*innen von nebenan.de in ihrem Alltag in Berlin begleitet.

Ein Gastbeitrag von Maximilian Gödecke

Mit Solidarität durch die Krise

„Wir sind in einer besonderen Situation. Corona macht keinen Unterschied zwischen den Menschen. Wir müssen alle gemeinsam solidarisch miteinander umgehen“, findet Mohamed.

Mohamed aus Berlin

Ursprünglich kommt Mohamed aus Syrien. Seit fünf Jahren wohnt der 35-Jährige in Deutschland. Im Moment absolviert er das dritte Jahr seiner dualen Ausbildung im IT-Bereich.

Bereits während er auf seine Aufenthaltsgenehmigung wartete, engagierte er sich ehrenamtlich gemeinsam mit den Sozialmitarbeitern in den Wohnheimen, in denen er untergebracht war. In dieser Zeit meldete er sich auch bei der Nachbarschaftsplattform nebenan.de an.

Anknüpfend an sein früheres Engagement bietet Mohamed in Zeiten von Corona bei nebenan.de Hilfe für Nachbar*innen aus der Risikogruppe an.

Um noch mehr Menschen zu erreichen, die jetzt Hilfe benötigen, schlägt er seinen Nachbarn vor, Aushänge an beliebten Orten in der Nachbarschaft aufzuhängen.

Als Flüchtling beschäftigt ihn auch immer die politische Seite seines Handelns. Aufmerksam verfolgt er Berichte über Menschen, die aus ihrer Heimat geflüchtet sind. Dabei beobachtet er, dass oft verallgemeinernde Aussagen getroffen werden. Deswegen möchte er sich bei seiner Corona-Hilfe von politischen Zuschreibungen distanzieren:

„Mein Ziel ist es, Leuten zu helfen, die Hilfe brauchen, egal mit welchem Hintergrund. Meine Hilfe kommt von Herzen. Ich will nicht, dass es eine Rolle spielt, ob ich Flüchtling bin oder nicht.“

Und so wünscht sich Mohamed, dass wir alle etwas aus der Krise mitnehmen:

Wir sind alle Menschen, wir sind alle gleich! One world, one Nation! Wir müssen uns umeinander kümmern, egal ob wir unterschiedliche politische Meinungen haben. In der Krise sind wir alle gleich und sollten es auch danach bleiben.

Mit positiver Energie durch die Krise

Die Corona-Krise – eine ungewöhnliche Situation, die auch Gesangsstudentin Amanda erstmal begreifen muss: „Am Anfang habe ich das irgendwie nicht so ernst genommen. Als dann plötzlich alles geändert wurde, war das ein Schock für mich.“

Amanda aus Berlin

Amanda ist schon länger bei der Nachbarschaftsplattform nebenan.de angemeldet und wurde schnell auf die vielen Corona-Hilfeangebote aufmerksam. Ihr war sofort klar: „Ich möchte auch helfen.“ Kurz nachdem Amanda ihre Hilfe in ihrer Nachbarschaft bei nebenan.de angeboten hatte, meldet sich ein Nachbar zurück. Seitdem geht sie regelmäßig für den Risikopatienten einkaufen.

Ihre Motivation? „Etwas Positives zu der Krise beitragen. Ich denke, das ist Aufgabe eines jeden Einzelnen.“

Für Amanda ist es wichtig, trotz der aktuellen Situation positiv zu denken.

„Ich freue mich, dass ich dazu gezwungen bin, inne zu halten“, betont sie. „Plötzlich habe ich Zeit, mich auf Projekte zu konzentrieren, die ich schon länger vor mir hergeschoben habe.“ Amanda hat angefangen, Französisch zu lernen und erst kürzlich mit ihrem Mitbewohner die Küche neu gestrichen.

Um noch mehr positive Energie zu verbreiten, hofft sie mehr lächelnde Menschen auf den Straßen zu sehen:

Ich wünsche mir Zusammenhalt und die Zuversicht und den Glauben daran, dass alles gut wird und wir das alle zusammen überstehen!

Mit Achtsamkeit durch die Krise

Auch Horst aus Berlin-Spandau findet Zusammenhalt und Solidarität in Zeiten von Corona unabdingbar: „Aktuell kann jeder in die Situation kommen, dass er oder sie Hilfe benötigt.“

Für Horst ein Grund mehr, sich bei nebenan.de anzumelden und seine Hilfe anzubieten.  Seiner Meinung nach sollte sich jede*r fragen:

Wie kann ich etwas Sinnvolles zur aktuellen Situation beitragen?
Horst aus Berlin

Auf seinem Online-Blog hält er seine Alltags-Beobachtungen fest: „Die Vögel kommen mir zum Beispiel deutlich lauter vor, dabei sind die Vögel nicht lauter, die Welt drum herum ist nur leiser geworden.“

Ein feines Gespür für seine Umwelt hat Horst schon lange. Leider ist das für ihn nicht immer positiv. Horst leidet unter einer Angst- und Panikstörung.

Menschen, die in der aktuellen Situation mit extremen Verhaltensmustern – beispielsweise Hamsterkäufen – reagieren, kann er daher verstehen: „Das ist in sich gesteigerte Unsicherheit, die so weit geht, dass sie zu Angst wird. Die Folge davon führt zu Panik und dann neigen die Menschen zu panischen Reaktionen. Das kenne ich selber nur zu gut.“

Verurteilung und Missgunst hält Horst als Reaktion auf dieses Verhalten für unangebracht. Stattdessen helfen vor allem Verständnis und soziales Miteinander, findet Horst:

Helfen können kleine Gesten. Ein Blick, der zeigt: Ich sehe dich, du bist nicht alleine! Und im Alltag seinen Mitmenschen aufmerksam und freundlich zu begegnen.

Besonders denkt er auch an Familien, die ihren Kindern die aktuelle Situation erklären müssen, und an Menschen, die plötzlich gezwungen sind, allein zu sein. Er hofft, dass jede*r für sich ein Sprachrohr findet, um mit der Situation umgehen zu können.


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Maximilian Gödecke | Reportage-Fotograf

Der Fotograf Maximillian Gödecke aus Berlin hat Nachbar*innen, die über nebenan.de Coronahilfe im Alltag leisten, begleitet. Im nebenan Magazin berichtet er von seinen Begegnungen.