Wenn Musik Fremde verbindet
Die 40-jährige Sängerin Dino beginnt zu schwärmen, als sie von ihrem Wohnzimmerkonzert erzählt. Schon länger hatte sie mit dem Gedanken gespielt, ein großes Nachbarschaftstreffen in ihrem Viertel Köln Sülz zu veranstalten. Aber dass ihre Einladung zum privaten Konzert so bei den Nachbarn einschlagen würde, hatte sie nicht erwartet. Sie veröffentlichte einen Beitrag mit ihrer Idee auf nebenan.de - und innerhalb kürzester Zeit sagten sechzig Nachbarn zu.
Ich war richtig geflasht vom Feedback der Nachbarn und davon, wie viele sofort dabei sein wollten! Mit Musik Menschen zueinander zu bringen, ist genau das, was ich mit meinen Wohnkonzerten erreichen will.
Jazz, Pop und Elektro-Harfe
"Es wird bunt, es wird schön, es wird groß!" versprach Dino im Vorfeld - entsprechend aufgeregt und vorfreudig war die Stimmung bei ihr und ihren Gästen. Aus dem ganzen Viertel strömten Nachbarn an einem Februarabend in Dinos geräumige Wohnung. Menschen, die zwar nebeneinander wohnen, sich aber noch nie persönlich getroffen hatten, saßen plötzlich dicht gedrängt in Dinos Wohnzimmer.
Ein professioneller Moderator eröffnete den Abend und kündigte als erstes das Julius Erdmann Trio an: Mit Trompete, Gitarre, Kontrabass legten die drei Musiker mit rasanten Jazz-Beats los. Die drei hatte Dino vor längerer Zeit kennengelernt und als sie von ihren Konzert-Plänen erzählten, waren sie sofort dabei.
Dann hatte Gastgeberin Dino selbst ihren Auftritt: Sie sang mehrere ihrer gefühlvollen Lieder, begleitet am Klavier. So nah wie an diesem Abend kommt die Singer-Songwriterin ihrem Publikum selten.
In der persönlichen Atmosphäre des Wohnzimmers kann ich dem Publikum auf Augenhöhe begegnen und die Menschen richtig erreichen. Dieser besondere Austausch ist es, was mich daran fasziniert.
Als dritten Act hatte Dino sich etwas Besonderes überlegt: Stefan alias "Airman" legte mit energetischen Elektropop los und hatte dafür ein außergewöhnliches Instrument im Gepäck, das viele noch nie gesehen hatten: Eine Laserharfe! Statt Saiten zu zupfen, durchbrach Stefan mit seinen Händen Saiten aus Laserstrahlen und erzeugte so Tonfolgen. Netter Nebeneffekt: Eine atemberaubende Lichtershow im Wohnzimmer.
Ein Konzert wird zum Nachbarschaftstreffen
Zwischen den Aufritten stieg der Geräuschpegel auf Seiten des Publikums. Die Nachbarn unterhielten sich angeregt quer durch alle Altersklassen - schließlich verband sie die Begeisterung für die Musik. "Eine Nachbarin von unter mir meinte sogar, sie habe sich selten so amüsiert, wie an diesem Abend, so begeistert war sie von der tollen Atmosphäre" erzählt Dino.
Belohnt wurden die Auftritte der Musiker mit tosendem Applaus - und auch Dino war glücklich mit dem Verlauf des Abends: "Es war ein richtig tolles und dankbares Publikum, davon waren auch die anderen Künstler schwer begeistert." meint Dino zufrieden.
Nach dem Konzert hatte es niemand eilig, nach Haus zu kommen. Viele Gäste blieben noch auf ein Getränk, um sich noch eine Weile mit den Nachbarn auszutauschen. Auch Gastgeberin Dino kannte zuvor fast keinen ihrer Gäste. Das war auch ihre volle Absicht:
Ich will immer neue Gesichter bei meinen Konzerten sehen. Durch das sehr persönliche Flair der Wohnkonzerte kann ich echte Begegnungen schaffen. Auch meinen Freunden habe ich gesagt, sie dürfen nur vorbeikommen, wenn sie jemanden mitbringen, der noch nie auf einem Konzert von mir war.
Dino liebt es, Gastgeberin zu sein; am liebsten würde sie ab jetzt jeden Monat ein Konzert mit ihren Nachbarn veranstalten. Die hätten bestimmt nichts dagegen: Über nebenan.de bedankten sich viele Nachbarn überschwänglich bei Dino für den tollen Abend. Das nächste Nachbarschaftskonzert am 27. April ist schon geplant und die Vorfreude unter den Nachbarn groß. Dieses Mal soll es ein musikalisches Picknick im Veddel-Park werden - mobiles Piano, kühles Bier und Grill inklusive. So wollen die Sülzer Nachbarn gemeinsam in den Frühling feiern.
Hat du ein großes Wohnzimmer oder eine große Stimme und Lust, ein eigenes Wohnzimmerkonzert in deiner Nachbarschaft zu veranstalten?
So gelingt dein eigenes Wohnzimmerkonzert:
- Trau dich und mach den ersten Schritt! Stell deinen Beitrag auf nebenan.de und lade deine Nachbarn zum Konzert bei dir ein. Beschreibe möglichst genau, was dir vorschwebt und bitte um verbindliche Zusagen.
- Frag auf nebenan.de, ob es Nachbarn gibt, die gerne etwas zum Programm beisteuern möchten. Bestimmt gibt es Musiker, Sänger oder andere talentierte Nachbarn, die du noch nicht kennst und die gerne dabei wären.
- Sprich mit den Musikern ab, welche Technik sie mitbringen und was sie zusätzlich brauchen. Wenn noch etwas fehlt, kann dir bestimmt ein Nachbar das Passende leihen.
- Kläre vorher mit den Künstlern, ob ihr einen Hut für Spenden rumgeben möchtet und die Einnahmen durch alle geteilt werden sollen. Wenn ja, solltest du das am Anfang des Abends ankündigen.
- Bitte die Gäste, sich um ihre eigenen Getränke und Snacks zu kümmern. Dadurch kannst du dich voll und ganz um den Ablauf des Abends und die Musik konzentrieren.
- Informiere deine direkten Nachbarn in deinem Haus persönlich oder durch Zettel über das Konzert und die Lautstärke und lade sie mit ein.
- Genieß das Konzert mit deinen Nachbarn!
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