Symbolbild: unsplash.com
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Weniger Müll, mehr Nachhaltigkeit: Barbaras Tipps für die Nachbarschaft


Nach fast jedem Abendessen häufen sich in Barbaras Küche die Plastikberge. Das kann nicht sein, denkt sie und beschließt, weniger Plastik zu verbrauchen. Auch ihre Kölner Nachbarschaft spannt sie ein – und wird dabei richtig kreativ.

Barbara aus Köln (Bild: privat)

Dass Gutes nicht immer neu sein muss, weiß Barbara aus langjähriger Erfahrung. Sie betreibt in Köln Weiden-Ost ein Secondhand-Geschäft und verkauft gut erhaltene Kleidung weiter. Ressourcen zu schonen, ist in ihrem beruflichen Alltag selbstverständlich – doch im privaten Familienleben gar nicht so leicht.

An einem ganz normalen Abend vor ungefähr vier Jahren hat die Vierundvierzigjährige ein Schlüsselerlebnis. Sie steht mit ihrem Mann und der gemeinsamen Tochter in der Küche und bereitet das Abendessen zu. Was sie sonst nicht groß gestört hat, ist ihr an diesem Abend ein Dorn im Auge: Nach dem Kochen quillt der Mülleimer vor Plastikverpackungen fast über. „Das hat mich nicht mehr losgelassen und auch über diesen Abend hinaus sehr beschäftigt“, erzählt Barbara.

Selber machen statt neu kaufen

Sie nimmt sich vor, in Zukunft Plastik zu vermeiden, wo es nur geht. Sie packt der Tatendrang und die Experimentierfreude: Mittlerweile stellt sie von Kosmetikartikeln bis Putzmittel fast alles selbst her. Wenig später startet Barbara sogar einen Blog, auf dem sie ihre verschiedenen Anleitungen, Rezepte und Tipps teilt.

„Was kann man noch machen, um der Alltag umweltfreundlicher zu gestalten?“ Diese Frage schwirrt auch oft durch den kleinen Verkaufsraum von Barbaras Secondhand-Laden. Sie überlegt, welche Hebel sie im Alltag noch zur Verfügung hat. Was wäre, wenn die ganze Nachbarschaft mitmacht und alle gemeinsam weniger Müll produzieren?

Sie lädt ihre Kunden und Nachbarn über die Nachbarschaftsplattform nebenan.de zu sich in den Laden ein, um sich über Müllvermeidung um Alltag auszutauschen und ihre Erfahrungen und Tipps weiterzugeben.

In ihrer Einladung schreibt sie:

(Screenshot: nebenan.de)

„Plastik einsparen - Müll vermeiden

Liebe Nachbarn, immer wieder komme ich mit Kundinnen ins Gespräch, die gerne sehr viel mehr Plastik vermeiden würden, aber nicht so richtig wissen, wie sie das bewerkstelligen sollen. Geht Ihnen das auch manchmal so?

Wenn ja, lade ich Sie ganz herzlich zu einer kleinen Veranstaltung in meinem Laden ein. Es wird keinen langen Vortrag geben oder gar einen erhobenen Zeigefinger. Viel mehr würde ich sehr gerne meine Erfahrungen zum Thema Müllvermeidung teilen und Ihnen zeigen, was wir als Verbraucher alles bewerkstelligen können, denn unser mächtigster Stimmzettel ist unser Kassenzettel.

Es gibt viele kleine Tipps und Anregungen, die sich einfach in den Alltag integrieren lassen. Im Anschluss beantworte ich gerne Ihre Fragen und bin auch sehr interessiert an Ihren Erfahrungen und ihrer Meinung. Müll vermeiden ist meine Herzensangelegenheit und ich würde mich über einen regen nachbarschaftlichen Austausch sehr freuen."

Plastik einsparen leicht gemacht

Der Abend ist für Barbara ein voller Erfolg. Mit neun Nachbarn ist der ihr Laden voll ausgefüllt. Das Publikum ist gemischt: Alt und Jung sind zusammengekommen, um sich von Barbara Tipps für einen nachhaltigeren Lebensstil geben zu lassen. „Ich war etwas aufgeregt, denn ich wollte ja, dass alle Gäste sich wohlfühlen“, erinnert sie sich.

Nach rund eineinhalb Stunden voller Informationsaustausch und unzähligen Fragen gehen alle inspiriert und mit guten Vorsätzen nach Hause. Die Einzelhändlerin ist zufrieden und nimmt sich vor, die Einladung zu wiederholen. Ihr ist wichtig: Jeder kann einen Beitrag leisten: Sei es der Verzicht auf To-Go Kaffeebecher oder das mitgebrachte „Bütterchen“ für unterwegs, anstelle des eingeschweißten Sandwiches aus dem Supermarkt.

Alle können mit kleinen Gesten einen Unterschied in der Nachbarschaft machen: „Mein Nachbar bietet in seinem Frisörladen an, dass bei ihm Wasserflaschen aufgefüllt werden können. Das finde ich ganz toll, denn gerade Einweg-Plastikfalschen schaden unserer Umwelt ungemein“, erklärt Barbara.

Tipps für weniger Verpackungsmüll

Barbara will ihren Nachbarn zeigen, dass es kein Hexenwerk ist, Putzmittel oder Kosmetika selbst herzustellen. Ihr Tipp für den Anfang ist Lippenbalsam – das kostet fast nichts und geht super schnell und einfach:

Du brauchst:

40 Gramm Kokosöl

5 Gramm Bienenwachs

Backaroma für den Geschmack

Das Kokosöl und das Bienenwachs im Wasserbad schmelzen, dann einfach das Backaroma seiner Wahl hinzufügen. Die flüssige Masse auf kleine Döschen verteilen und eine halbe Stunde abkühlen lassen.

Auch Barbaras selbstgemischtes Badputzmittel ist leicht nachzumachen:

Du brauchst:

1 leere Sprühflasche

4 Esslöffel Zitronensäure

1 Esslöffel Spülmittel

3 Esslöffel Essigessenz

Alle Komponenten in der Sprühflasche mit etwas warmen Wasser vermischen und dann mit Wasser auffüllen. Auf die Armaturen und das Waschbecken sprühen, kurz einwirken lassen und dann mit einem feuchten Tuch abwischen.

Das eigene Ei

„Neben dem Vermeiden von Plastiktüten ist noch so viel möglich.“ Barbara freut sich, dass ihre Initiative die Nachbarn inspiriert und zum Umdenken anregt. Eine Nachbarin, die sie am Informationsabend kennengelernt hat, macht jetzt sogar ein Mittel für die Spülmaschine selber, erzählt Barbara begeistert.

Sie selbst kann nur staunen, als ein älteres Ehepaar aus der Nachbarschaft am besagten Abend stolz von den eigenen Hühnern erzählt. „Sie haben jeden Tag drei frische Eier aus dem eigenen Garten“, erzählt Barbara. „Und das in einer Großstadt wie Köln!“

Bei Barbara zu Hause hat sich der Plastikmüll in den letzten Jahren verringert. In ihrem Badezimmer steht nur noch selbsthergestellte Kosmetik und auch im Putzregal findet man keine herkömmlichen Sprühflaschen und Putzmittel mehr.

Sie ist überzeugt davon, dass auch die kleinen Dinge, die man im Alltag verwirklichen kann, einen Einfluss auf die Umwelt haben. Diese Botschaft will sie auch in Zukunft an ihre Nachbarn und Kunden weitergeben.

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Johanna Falkenstein | nebenan.de

Johanna unterstützt das Kommunikationsteam von nebenan.de seit April 2018. Unter anderem beschäftigt sie sich mit Begegnungsformaten in der Nachbarschaft – online und offline.