Warum es so schwer ist, an Weihnachten auf andere zuzugehen
Wenn Nähe schwerfällt – gerade an Weihnachten
„#melddichmalwieder“ – dieser Satz hat in den letzten Wochen viele Menschen berührt. Die ARD-Kampagne erinnert daran, dass ein kurzer Gruß, ein Anruf oder eine Nachricht manchmal alles ist, was es braucht, um wieder Nähe zu spüren. Und doch wissen viele: Genau das fällt oft am schwersten – besonders zum Ende des Jahres.
Lichterglanz, Familienbilder, Abende im Freundeskreis: die Wochen vor den Feiertagen vermitteln ein Bild perfekter Geborgenheit. Doch während vielerorts Gemeinschaft gefeiert wird, spüren Menschen auch das Gegenteil: Einsamkeit. Und oft schämen wir uns dafür.
Laut dem Einsamkeitsreport der Techniker Krankenkasse (2024) haben rund 60 % der Menschen in Deutschland schon einmal Einsamkeit erlebt. Psycholog:innen erklären: Die Diskrepanz zwischen gesellschaftlichen Erwartungen („man sollte glücklich sein“) und den eigenen Gefühlen verstärkt den inneren Druck.
Wenn wir das Gefühl haben, „nicht dazuzugehören“, reagieren viele mit Rückzug. So entsteht ein Teufelskreis: Aus Angst vor Ablehnung vermeiden wir Nähe – und fühlen uns dadurch erst recht ausgeschlossen.
Gesellschaftlicher Druck und stille Vergleiche
Die Feiertage – egal ob man sie feiert oder nicht – sind gesellschaftlich aufgeladen mit Bildern von Wärme, Familie und Gemeinschaft. In Werbung und sozialen Medien wird ein Ideal gezeigt, das ganz leicht Druck erzeugt: Alle scheinen verbunden, fröhlich, angekommen.
Sozialpsycholog:innen zeigen: soziale Vergleiche – etwa beim Blick auf scheinbar perfekte Familienfotos oder glückliche Instagram-Beiträge – sind ein starker Auslöser von Einsamkeit und Unzufriedenheit.
Hinzu kommt ein Tabu: Viele Menschen sprechen kaum über Einsamkeit. Laut TK-Report hat rund ein Drittel der Befragten mit Einsamkeitserfahrungen noch nie darüber gesprochen. Denn Einsamkeit wird häufig mit Schwäche assoziiert – und genau das macht es so schwer, sich zu öffnen.
6 Tipps für mehr Verbundenheit
Einsamkeit ist kein persönliches Versagen. Sie zeigt, dass du dir eine Verbindung wünschst – etwas, das uns alle betrifft. Oft sind es die kleinen, unaufgeregten Gesten, die wieder Nähe schaffen. Hier sind ein paar Ideen, die du ausprobieren kannst:
Schreib eine Nachricht an Freund:innen oder Familie: Ein kurzer Gruß wie „Ich musste gerade an dich denken“ kann viel bewegen. Gerade zur Weihnachtszeit freuen sich viele über eine Nachricht – auch, wenn ihr länger keinen Kontakt hattet.
Nimm kleine Gelegenheiten wahr: Wenn du jemanden im Hausflur, im Park oder im Café öfter siehst – sag beim nächsten Mal einfach Hallo. Wiederkehrende Begegnungen schaffen Vertrauen, ganz ohne Druck.
Lass dich auf Alltagskontakte ein: Ein kurzer Austausch an der Supermarktkasse, beim Bäcker oder auf dem Weihnachtsmarkt kann schon Verbundenheit geben. Nähe muss nicht tief sein, um gut zu tun.
Schreib einen Weihnachtsbeitrag bei nebenan.de: Ob du Gesellschaft zum Plätzchenbacken suchst oder für einen Adventsspaziergang: Viele andere sehnen sich gerade nach Austausch, trauen sich aber nicht, den ersten Schritt zu machen.
Nimm Einladungen an – auch wenn’s Überwindung kostet: Du musst dich nicht gleich in große Runden stürzen, ein Treffen mit nur einer Person reicht auch. Wenn du unsicher bist, kündige an, dass du vielleicht nur kurz bleibst – das gibt Sicherheit.
Extra-Tipp: Sei freundlich zu dir selbst!
Wenn du merkst, dass dir der Kontakt zu anderen heute schwerfällt ist das okay. Manchmal ist der erste Schritt, sich selbst mit Verständnis zu begegnen. Nähe beginnt bei dir.
„Wir Weihnachten“ – Gemeinsam gegen Einsamkeit
Auch dieses Jahr ruft die nebenan.de Stiftung und nebenan.de mit der Aktion „Wir Weihnachten“ dazu auf, Begegnungen zu schaffen – ob beim Essen, beim Nachbarschaftswichteln oder in einem offenen Wohnzimmer. Starte selbst eine Aktion, die Nachbar:innen zusammenbringt – oder finde Anschluss bei Menschen in deiner Nähe.
Mehr zur Aktion erfährst du hier.
Wenn du dich gerade einsam fühlst
Vielleicht spürst du, dass der Gedanke an Weihnachten Druck auslöst. Das ist verständlich. Gefühle wie Traurigkeit, Überforderung oder Angst vor Zurückweisung sind normal. Wichtig ist, sie nicht zu verurteilen.
Wenn du das Gefühl hast, dass die Einsamkeit dich stark belastet, wende dich an Hilfsangebote wie die TelefonSeelsorge (0800 111 0 111) – anonym und kostenfrei.
Feiertage ohne Fassade
Und wenn du dich ein Stück öffnen möchtest: In deiner Nachbarschaft sind bestimmt Menschen, die genau das Gleiche fühlen – unabhängig davon, ob sie Weihnachten feiern oder einfach die ruhigen Tage des Jahres anders verbringen.
Weihnachten ist keine Bühne, auf der du funktionieren musst. Es darf ruhig, ehrlich und unperfekt sein – Hauptsache echt.
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