Pflege am Limit: Beate zeigt, wie ihre Nachbarschaft Inklusion möglich macht
Inklusion leben: Ein Herzensprojekt entsteht
Was tun, wenn Pflege knapp ist, aber Menschen Unterstützung brauchen, um selbstbestimmt zu leben? Für Beate aus Elmshorn war genau das der Ausgangspunkt: Sie wollte ihrer Tochter Nele ein Zuhause ermöglichen, in dem sie so unabhängig wie möglich sein kann – auch wenn sie auf Pflege angewiesen ist. Nele wurde mit Spina bifida und Hydrocephalus geboren und nutzt einen Rollstuhl. „Als Nele ungefähr 18 Jahre alt war, habe ich mir überlegt, wie gut unser Zusammenleben noch ist, wie wichtig es für sie sein wird, im weitesten Sinn unabhängig von mir und meinem Mann zu sein.“
Gemeinsam mit anderen Eltern gründete Beate 2010 den „Verein für selbstbestimmtes Wohnen am Sandberg e.V.“. Die Idee: ein inklusives Wohnquartier, in dem Menschen mit Einschränkungen mitten in der Nachbarschaft leben – nicht am Rand. Heute stehen auf dem 26.000 m² großen Gelände insgesamt 220 Wohnungen in neun Mehrfamilienhäusern. Im sogenannten Kernhaus wohnen vor allem junge Menschen mit Einschränkungen wie Nele – sie profitieren von barrierearmen Wohnungen, mobiler Fußpflege, einer Küchenfee, einer Quartiers-Rikscha, einem großen Gemeinschaftsraum und bald sogar einer Boulebahn. Ein echtes Zuhause – trotz Fachkräftemangel.
Ehrenamt mit Wirkung: Wenn Nachbarschaft einspringt
Pflegekräfte sind rar – das merkt Beate auch in ihrem Quartier. Gerade deshalb weiß sie: Ein unterstützendes Umfeld kann viel auffangen. Vor allem ehrenamtliche Helfer:innen, die zuhören, kleine Aufgaben übernehmen oder einfach Zeit schenken, machen den Unterschied. Doch auch daran mangelte es im inklusiven Wohnquartier immer wieder.
Also hatte Beate eine Idee: „Warum frage ich nicht einmal bei nebenan.de, ob jemand Lust hätte, zu helfen?“ Die Idee wirkte sofort: Für einen Singnachmittag meldeten sich zwei Frauen aus der Nachbarschaft. „Wir haben uns zum ersten Mal in einer Bäckerei um die Ecke getroffen. Die beiden haben Lieder ausgewählt, einstudiert und dann bei unserem Singnachmittag mit Gitarrenbegleitung gespielt“, erzählt Beate. „Musik verbindet einfach und bringt immer Spaß und gute Laune.“
Doch dabei blieb es nicht: Über nebenan.de fand Beate zwei Männer, die älteren Nachbar:innen bei Handy-Fragen helfen – einer ist ein syrischer Nachbar, der vor einigen Jahren nach Deutschland geflüchtet ist, der andere ein Informatiker im Ruhestand. Mittlerweile kommen die beiden jeden Montag in den Gemeinschaftsraum, um geduldig zu helfen – egal ob es um Apps, WLAN oder Kontakte geht.
Pflege braucht Strukturen – und gelebte Nachbarschaft
Beate weiß: Pflegekräfte zu entlasten allein reicht nicht – auch die Rahmenbedingungen müssen besser werden. „Die Bezahlung als auch die Wertschätzung müssen eine ganz andere sein. Die Wertschätzung darf nicht nur monetär sein, sondern muss auch zwischenmenschlich eine andere werden.“ Ein Umfeld, das mit anpackt, kann dabei viel bewirken.
Doch bis sich strukturell etwas ändert, zeigt Beates Beispiel: Nachbarschaft kann Lücken kleiner machen. Es geht dabei nicht um medizinische Pflege, sondern um praktische Unterstützung im Alltag – Einkäufe erledigen, zuhören, mit zum Arzt gehen oder Handy-Probleme lösen. Solche Gesten entlasten Pflegekräfte und Angehörige spürbar.
Plattformen wie nebenan.de bringen Menschen zusammen, die helfen wollen – verlässlich und direkt vor Ort. Für Beate ist das entscheidend: „Durch die Nähe dieser Plattform und die Menschen, die sich ihrer bedienen, entsteht ein anderes Gefühl für Verbindlichkeit und Zuverlässigkeit. Das ist zumindest mein Gefühl.“
Pflege ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe – und gelebte Nachbarschaft kann ein Teil der Lösung sein.
Wenn du mehr den Verein für selbstbestimmtes Wohnen am Sandberg e.V. erfahren möchtest, schau dir auf dem Vereinsprofil bei Instagram vorbei.
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