Gemeinsam gegen Einsamkeit - das kannst du tun
Laut dem Kompetenznetz Einsamkeit fühlt sich ungefähr jede zehnte in Deutschland lebende Person oft oder sehr oft einsam. Wir haben mit Expert:innen darüber gesprochen, warum die Bekämpfung von Einsamkeit so wichtig ist und Tipps für mehr Miteinander gesammelt.
Einsamkeit bei jungen Menschen vorbeugen und bekämpfen
Die Off Road Kids Stiftung ist die einzige Hilfsorganisation, die sich bundesweit für Straßenkinder, junge Obdachlose und akut von Obdachlosigkeit bedrohte Menschen bis 27 Jahre in Deutschland einsetzt und neue Perspektiven für die Betroffenen schafft. Seit 1993 hat sie 10.535 junge Menschen vor Obdachlosigkeit bewahrt.
Wir leisten flächendeckend digitale Sozialarbeit über unsere Online-Hilfe „sofahopper.de“ und setzen Streetworker direkt vor Ort in Berlin, Dortmund, Frankfurt, Hamburg und Köln ein.
– Markus Seidel, Geschäftsführer und Sprecher des Stiftungsvorstands der Off Road Kids Stiftung berichtet:
Was ist die Mission der Off Road Kids Stiftung?
Markus: Kein Zuhause zu haben und allein zu sein ist für Straßenkinder und junge Obdachlose in Deutschland eine traumatische Erfahrung. Die Streetworker der Off Road Kids Stiftung helfen diesen stark benachteiligten jungen Menschen, bei der Lösung ihrer existentiellen Probleme und der Entwicklung individueller Lebensperspektiven. Off Road Kids ist die einzige Hilfsorganisation, die mit der Internet-Streetwork-Station sofahopper.de bundesweit tätig ist.
Was sind eure drei Tipps gegen Einsamkeit?
Markus:
Eigene Interessensgebiete identifizieren und Gleichgesinnte suchen
Einladungen niemals mit „maybe“ beantworten
Professionelle Unterstützung bei Depressionen in Anspruch nehmen
Was können wir alle tun, um für mehr Miteinander in der Nachbarschaft zu sorgen?
Markus: Gesellschaftliches Engagement ist eine attraktive Beschäftigung und wirkt sofort gegen Einsamkeit bei sich selbst und bei anderen. Es lohnt sich, sich für andere zu engagieren – ob bei Einkäufen für die ältere Nachbarin oder beim Straßenfest im Kiez.
Hilfe in Krisenzeiten – online und rund um die Uhr
krisenchat.de unterstützt junge Menschen in Not über einen Chat bei ihren Sorgen und Problemen - rund um die Uhr, kostenlos, professionell und vertraulich. Seit Mai 2020 hat das Team aus erfahrenen Krisenberater:innen über 150.000 Beratungen durchgeführt und Kinder und Jugendliche durch eine Krise begleitet.
Wir möchten, dass alle jungen Menschen erste Hilfe von Profis bekommen, wenn sie eine Krise erleben.
– Melanie Eckert, Co-CEO von krisenchat.de, berichtet:
Was ist die Mission der von krisenchat.de?
Melanie: Unsere Mission ist es, Kindern und jungen Menschen in Not einfach und niedrigschwellig professionelle Hilfe zu bieten. Zum einen durch unsere 24/7 Chat Beratung und zum anderen durch unsere Aktivitäten bei Instagram, Youtube, TikTok aber auch auf Gaming Plattformen, wo wir über mentale Gesundheit aufklären und einfache Hilfen an die Hand geben. Wir träumen davon, dass das Thema mentale Gesundheit bei jungen Menschen kein Tabuthema mehr ist und dass jedes Kind weiß wann es Hilfe braucht und wo es die bekommt.
Was sind eure drei Tipps gegen Einsamkeit?
Melanie: Einsamkeit ist auch in der jungen Generation ein großes Problem. Die vermeintlich vielen digitalen „Freunde" und das ständige Verbunden sein über Social Media Plattformen täuscht oft darüber hinweg, dass auch Kinder und junge Menschen sich sehr einsam fühlen.
Wir empfehlen, sich immer auf die Menschen zu konzentrieren, die einem wirklich gut tun. Schon 2-3 Kontakte, mit denen man sich regelmäßig trifft, sind viel mehr wert als viele oberflächliche.
Verbindungen und Gemeinschaftsgefühl entstehen durch schöne gemeinsame Erlebnisse. Raus gehen, einen Sportkurs besuchen, gemeinsam singen, spielen, kochen was auch immer in Gemeinschaft zu machen ist enorm wichtig, damit diese Momente möglich werden. Die Hürden, solche Angebote anzunehmen, sind gerade bei jungen Menschen, die sich einsam fühlen, sehr hoch, weil sie sich ausgeschlossen fühlen, was oft mit Scham und einem niedrigen Selbstbewusstsein einhergeht. Das kann dann ein Teufelskreislauf sein, der unterbrochen werden muss, dass auch positive Erlebnisse und Begegnungen möglich werden und Freundschaften entstehen können. Das kann manchmal eine ganz schöne Portion Mut oder auch professionelle Begleitung erfordern!
Reden darüber, wie es einem geht, hilft immer, sich nicht alleine zu fühlen. Das kann mit einem Freund oder Freundin, die Eltern oder auch mit einer professionellen Fachkraft- dem Vertrauenslehrer, einer Psychologin oder mit einer Berater:in von krisenchat sein. Gemeinsam kann man dann überlegen, was unternommen werden kann, um aus der Einsamkeit herauszukommen.
Was können wir alle tun, um für mehr Miteinander in der Nachbarschaft zu sorgen?
Melanie: Mit einem offenen Herzen durch den Kiez laufen und miteinander reden, sich füreinander interessieren! Es können ganz kleine Gespräche im Hausflur, beim Fahrradständer oder an der Supermarkt-Kasse sein, die uns in Kontakt bringen mit unseren Mitmenschen. Sich begrüßen, kurz anlächeln oder mal fragen, wie lange die andere Person schon im Haus wohnt, um mehr zu erfahren über die Geschichten, Schicksale und Menschen, denen wir tagtäglich begegnen, kann extrem bereichernd für alle sein und ein Gemeinschaftsgefühl entstehen lassen. Keine Scheu haben, sich bei Einzug persönlich vorzustellen oder mal einen Zettel im Flur oder Kiez auszuhängen, um Unterstützung anzubieten, wenn jemand Hilfe beim Einkaufen oder Ähnlichem braucht. Corona hat uns hier etwas gutes gezeigt- viele Nachbar:innen und Kieze sind im Lockdown mehr in Kontakt gekommen, es wurde sich ganz einfach geholfen. Das heißt, es geht! Wir müssen es nur aktiv gestalten und dabei hilft es, eher kleine Ziele zu setzen, die im Alltag wirklich Platz finden können.
Hast du Lust auf weihnachtliches Miteinander in der Nachbarschaft? Dann erstelle jetzt einen Weihnachtsbeitrag bei nebenan.de, Deutschlands größtem Netzwerk für Nachbarn.
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