Dörfer mit Zukunft: Projekt stärkt Nachbarschaft im ländlichen Raum
Eine gut vernetzte Nachbarschaft zu entwickeln, ist nicht nur im städtischen Raum eine Herausforderung. Eine über Jahre gewachsene Gemeinschaft, in der sich gegenseitig geholfen, zugehört und gemeinsam Zeit verbracht wird, ist heute auch auf dem Land keine Selbstverständlichkeit mehr.
Landflucht, der demografische Wandel sowie eine ausgedünnte Infrastruktur führen im ländlichen Raum immer mehr zu Einsamkeit und dem Wegfall von starken nachbarschaftlichen Netzwerken. Um dieser Entwicklung entgegenzuwirken, haben sich die Diakonie Deutschland und die Nachbarschaftsplattform nebenan.de im Jahr 2020 zusammengetan und das Projekt „Dörfer mit Zukunft“ ins Leben gerufen.
Im vergangenen Jahr starteten auf Initiative der Diakonie Deutschland und mit Unterstützung von nebenan.de diakonische Träger in fünf ländlichen Regionen neue Nachbarschaftsnetzwerke.
In Ratzeburg (Schleswig-Holstein), Weilrod (Hessen), Züssow (Mecklenburg-Vorpommern), Bischofswerda (Sachsen) und Püsselbüren (Nordrhein-Westfalen) wurden vorhandene Ansätze gezielt gefördert und neue digitale Strukturen aufgebaut.
Fünf Dörfer als Reallabore für mehr Zusammenhalt
Die erste Bilanz: Die Nutzung von nebenan.de ermöglichte eine bessere Vernetzung, eine einfachere und schnellere Kommunikation der Anwohner*innen untereinander sowie mit den örtlichen Organisationen und Institutionen. So kamen neue Begegnungen zustande, Menschen lernten einander besser kennen und das soziale Miteinander wurde gestärkt.
In Weilrod vernetzen sich beispielsweise bereits über 300 Nachbar*innen über die Plattform. Tobias Wirth von der Diakonie Deutschland blickt zufrieden auf die vergangenen 12 Projektmonate zurück:
Was auf diese Art in Nachbarschaften in Gang gesetzt wird, ist beachtlich – denn es geht um weit mehr als das kurzfristige Ausleihen von Bohrmaschinen oder des fehlenden Mehls zum Backen. Solche vitalen Nachbarschaften, die in gutem Austausch stehen, fungieren in vielen Situationen als soziales Netz. Sie können Motor sein, um Menschen zu aktivieren und zu „empowern“.
Stimmen aus den Dörfern
Die Projektkoordinator*innen in den Dörfern berichten:
"Im ländlichen Raum kann mit der Nachbarschaftsplattform nebenan.de viel erreicht werden. In dem virtuellen Dorftreff kann man sich digital verabreden, um sich analog zu treffen. Zudem wird das Nachbarschaftsnetzwerk als digitales schwarzes Brett genutzt.
Voraussetzung für die Akzeptanz der Plattform ist ein Netzwerk aus Multiplikatoren und Fürsprechern vor Ort. Wenn die Bewohner der Nachbarschaft die vielfältigen Möglichkeiten von nebenan.de erkennen, bietet die App die Plattform für ein soziales Miteinander, in der die Nachbarschaftshilfe gelebt und die soziale Dorfentwicklung gestärkt wird."
– Anna Habermann: Familienzentrum Weilrod, Diakonisches Werk Hochtaunus
"Ob Sachspenden für Obdachlose gesammelt werden, ein Hundespieltreffen zwischen Alt und Jung organisiert wird, jemand eine neue Wohnung braucht, Umzugshelfer sucht oder einer älteren Dame das Holz für den Winter gehackt wird.
nebenan.de ist die digitale Plattform, wenn es um analoge Unterstützung in der Nachbarschaft geht. Durch das Nutzen der digitalen Variante der Nachbarschaftshilfe erweitert sich der Radius auf ein paar Straßen mehr, als die unmittelbaren Nachbarn. Dadurch generiert nebenan.de noch mehr Begegnung, Unterstützung und Austausch."
– Maike Tepper: Familienzentrum Ratzeburg, Diakonisches Werk Herzogtum Lauenburg
"Als Streetworker in Püsselbüren helfe ich meinen Nachbar*innen gerne bei ihren ersten Schritten auf nebenan.de. Gemeinsam ist die Erkundung der digitalen Plattformen einfacher und es ist schön zu sehen, wie auf diese Weise Kommunikation stattfinden kann. Gerade für ältere Personen ist ein solcher Zugang zur digitalen Vernetzung in Zeiten der Kontaktbeschränkungen von großem Wert."
– Maurice Hellbaum: Evangelische Jugendhilfe Münsterland (Streetwork Püsselbüren u. Hörstel)
Rückblick auf dem Zukunftsforum Ländliche Entwicklung
Interessiert an weiteren Einblicken in das Projekt? Beim 14. „Zukunftsforum Ländliche Entwicklung“ des Bundeslandwirtschaftsministeriums stellten die Diakonie Deutschland und nebenan.de in einem eigenen Fachforum das Kooperationsprojekt "Dörfer mit Zukunft" vor.
Gemeinsam mit Vertreter*innen aus der Politik und den Projektkoordinator*innen reflektierten die Beteiligten die Ergebnisse, formulierten neue Ideen und gaben damit den Startschuss für ein weiteres Jahr „Dörfer mit Zukunft“. Hier geht es zur Aufzeichnung.
Neue Projektstandorte stehen fest
Die Pandemie hat gezeigt, dass Projekte wie „Dörfer mit Zukunft“ in dieser herausfordernden Zeit wichtiger sind denn je. Noch ein Grund mehr, das Projekt nach dem Erfolg im ersten Jahr auch 2021 weiterzuführen. Hierzu wurden sechs neue Standorte in fünf Bundesländern ausgewählt:
- Die Region Wittstock/Dosse in Brandenburg, koordiniert von Pfarrerin Christiane Schulz, Geschäftsführung ESTAruppin e.V.
- Das Wiesenttal in Bayern, koordiniert von Tanja Wacker, DW Bamberg-Forchheim e.V.
- Die Regionen Vogelsberg und Odenwald in Hessen, koordiniert durch Uwe Seibel, Referat Gemeinwesenarbeit Diakonie Hessen
- Die Region Wilhelmshaven in Oldenburg/Niedersachsen, koordiniert durch Bruder Franziskus, Diakonie am Meer
- Die Region Buttstätt/Rastenberg in Thüringen, koordiniert durch Joachim Stopp, Vorstand Stiftung Finneck
Ricarda Ihmenkamp, Projektverantwortliche bei nebenan.de, freut sich auf das kommende Jahr „Dörfer mit Zukunft“:
Wir freuen uns über die Chance, weitere Dörfer unterstützen zu können. Gerade in Zeiten, in denen wir alle auf Distanz gehen, ist ein Austausch auf digitalem Wege umso wichtiger für den nachbarschaftlichen Zusammenhalt. Wir sind gespannt, was wir über die Entwicklung der neuen Dörfer berichten können.
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