Ausnahmezustand in der Pflege
Der lange Corona-Winter geht vielen Pflegekräften an die Nerven: Endlose Überstunden, mentale und emotionale Belastung durch Sterbefälle und ausgefallene Kolleg:innen bedeuten oft Dauerstress.
In einer Umfrage unter Pflegekräften von 2021 gaben bereits über 80 Prozent eine höhere Belastung als normal üblich an. In den letzten zwei Jahren haben deshalb nach Angaben des ver.di-Fachbereichs für Gesundheit allein zehn Prozent der Pflegekräfte in deutschen Krankenhäusern ihren Beruf aufgegeben.
Claudia leitet einen Pflegedienst in Bremen. Die letzten Monate waren für ihr Team eine große Belastung:
„Viele unserer Patient:innen können nicht mehr von ihren Angehörigen besucht werden ‒ es ist ein Ausnahmezustand.”
Unsere Pflegekräfte würden sich oft schon über ein nettes Wort der Wertschätzung freuen – dass man gesagt bekommt „Schön, dass es euch gibt!“
Auch über ein offenes Ohr freuen sich Pflegekräfte, sagt Claudia: „Bei vielen Patienten liegen die Nerven inzwischen Blank ‒ und oft sind unsere Mitarbeiter mit den Patienten allein vor Ort. Da tut es gut, sich auszutauschen.”.
Nachbar:innen halten zusammen
Viele Menschen möchten Pflegekräfte gerne unterstützen – so auch Ulrike aus Oberhausen. Die 55-jährige Pfarrerin startete über das Nachbarschaftsnetzwerk nebenan.de einen Aufruf und bat ihre Nachbar:innen, ihr geschriebene Danksagungen für Pflegepersonal per Foto zu schicken.
Mit den gesammelten Fotos erstellt sie eine Collage und überreicht sie zur Aufmunterung an die Einrichtung. „Wir können nicht am Gehalt schrauben, aber so wenigstens ein Zeichen setzen und Danke sagen.”
Claudia aus Leipzig bietet den Pflegekräften aus ihrer Nachbarschaft sogar direkt ihre Hilfe an:
„Liebe Nachbar*innen, ich habe selbst einen anstrengenden Vollzeitjob, unterstütze aber gern Nachbar*innen, die derzeit wenig Zeit für sich selbst oder für die Familie haben.
Ich helfe auch gerne berufstätigen Alleinerziehenden oder anderen hilfsbedürftigen Nachbar*innen. Schreibt mir gerne eine Nachricht, Claudia”
Pflegekräfte unterstützen: 5 Vorschläge
Du möchtest Pflegekräften unter die Arme greifen, sie entlasten oder aufmuntern? Oder einfach nur “Danke” sagen? Lass dich von diesen Ideen inspirieren:
Kontaktiere eine Pflegeeinrichtung in deiner Nähe und frage dort nach, wie ihr als Nachbar:innen aktuell das Pflegepersonal unterstützen könnt. Worüber würden sich Mitarbeiter:innen besonders freuen?
Lass dir wie Ulrike kleine Mutmacher und Danksagungen von deinen Nachbar:innen als Bilder schicken und übergib sie gesammelt an das Pflegepersonal. Ihr Rat: „Je einfacher die Idee, desto leichter finden sich Mitstreiter”.
Organisiere eine Spendensammlung für ein gemeinsames Frühstück in der Pflegeeinrichtung. Alle überweisen einen kleinen Betrag für ein Catering, das den Mitarbeiter:innen ein leckeres Essen vorbeibringt. Um unkompliziert Spenden zu sammeln, kannst du beispielsweise die Plattform Betterplace.me nutzen. Veröffentliche den Link und deine Idee bei nebenan.de.
Rabatte für Pflegepersonal in der Nachbarschaft: Sprich lokale Gewerbe in deiner Nähe an – wer möchte Vergünstigungen für Pflegekräfte bereitstellen? Schau im Gewerbe-Verzeichnis bei nebenan.de nach, welche Gewerbe sich eignen könnten.
Werdet kreativ! Zeigt eure Anerkennung auf eure ganz persönliche Weise. Backt einen Kuchen, singt ein Lied, nehmt ein Video auf – Möglichkeiten gibt es viele.
Weitere Ideen und Unterstützungsmöglichkeiten für Pflegekräfte findest du unter https://pflegenetzwerk-deutschland.de/helfende-haende oder bei der Pflege-Dank-Stiftung .
Finde Mitstreiter:innen in der Nachbarschaft
Gemeinsam geht es leichter und macht Spaß! Schließe dich mit deinen Nachbar:innen bei nebenan.de zusammen und legt los. Denkt dran: Jede kleine Geste zählt!
Schreibe einen Beitrag bei nebenan.de und bitte um Unterstützung für dein Vorhaben. Suche dir einen unserer 5 Vorschläge aus oder stelle deine eigene Idee vor.
Setze die Aktion mit deinen Nachbar:innen in die Tat um. Achtet dabei bitte auf die geltenden Abstands- und Hygienerichtlinien.
Wie war’s? Teile bei nebenan.de, wie die Pflegekräfte auf eure Aktion reagiert haben, damit deine Nachbar:innen daran teilhaben können – vielleicht kannst du damit direkt die nächste Person in deiner Nachbarschaft zu einer ähnlichen Aktion inspirieren.
Willst du deine Nachbar:innen auch besser kennenlernen?
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