Seit über dreißig Jahren lebt Annette in Düsseldorf-Bilk. Ihre Freunde und Bekannten wohnen überall in der Stadt verteilt, aber in ihrer direkten Nachbarschaft kennt sie niemanden persönlich. Das macht den spontanen Kaffeeklatsch oder die schnelle Hilfe bei Problemen im Haushalt schwer.
Als sie sich 2016 beim Nachbarschaftsnetzwerk nebenan.de anmeldet, nimmt Annette sich vor, die Anonymität im Viertel zu durchbrechen: Sie schließt sich mit ihrer Nachbarin Katharina zusammen und gemeinsam gründen sie einen monatlichen Stammtisch.
Heute, über zweieinhalb Jahre und rund 30 Treffen später, hat sie das Gefühl, das halbe Stadtviertel persönlich zu kennen.
Rekordverdächtig: 30 Treffen in der Nachbarschaft
„Wir sind ein bunter Haufen!“ So beschreibt Annette ihren Düsseldorfer Stammtisch. Jeden Monat kommen hier in Bilk-Nordost Nachbarn aus allen Generationen zusammen. Bisher war die kleine zweijährige Sophia das jüngste Stammtischmitglied und Katharina mit 85 Jahren die Älteste am Tisch.
Jeder Abend ist schön. Die Stimmung unter den Nachbarn ist toll und es wird immer viel gelacht.
Bei nebenan.de hält Annette ihre Nachbarn über die Stammtischtreffen auf dem Laufenden. Bei der Gründung hätte sie nie gedacht, dass sie einmal das 30. Nachbarschaftstreffen ankündigen würde. Doch im Dezember 2018 ist es so weit:
30. Stammtisch
"Im Dezember können wir tatsächlich unseren 30. Stammtisch feiern. Wir möchten dabei entsprechend der Jahreszeit auch wieder wichteln. D.h. jeder, der in den Sack greifen möchte, sollte auch etwas hinein tun. Bitte keine Stehrümmchen, sondern irgendetwas zum Verbrauch, eine Leckerei zum Beispiel.
Letztes Mal war es nett und gemütlich, obwohl es gar nicht sooo einladend aussieht. Am Essen konnte keiner meckern, der Inhaber ist nett und umsichtig. Wir konnten auch neue Teilnehmer begrüßen: Angela und Ilja mit Elly. Herzlich willkommen !
Bitte meldet euch zahlreich und vor allem zeitig an, damit ich den entsprechenden Tisch reservieren kann. Bis dahin allen eine gute Zeit!"
Zusammen das Viertel entdecken
Seit dem ersten Treffen im Jahr 2016 wurde der Stammtisch immer beliebter in der Nachbarschaft: Zu Anfang waren es sieben Nachbarn, heute sind im Schnitt 10 bis 15 Nachbarn dabei. In den letzten Jahren hat sich ein harter Kern gebildet, trotzdem werden auch immer wieder neue Gesichter bei den Treffen willkommen geheißen.
„Wir treffen uns immer an anderen Orten und lernen so unser Viertel besser kennen“, erzählt Annette. Manchmal wisse man ja gar nicht, was es im Viertel alles zu entdecken gäbe. Nach dem dreißigsten Stammtisch müssen die Nachbarn wieder von vorne anfangen, weil sie in ihrer Umgebung schon alle Lokale ausgetestet haben.
Stammtisch als Starthilfe
Ein Stammtisch ist viel mehr als nur ein fester Treffpunkt in der Nachbarschaft, findet Annette. Es ist ein Ausgangspunkt. Um gemeinsame Hobbys zu entdecken, zusammen Pläne fürs Viertel zu schmieden oder neue Freundschaften zu schließen.
Ich habe viele Leute beim Stammtisch kennengelernt, die nur ein paar Häuser weiter wohnen. Das ist viel wert. Jetzt grüßt man sich auf der Straße und man hilft sich gegenseitig.
Manchmal trifft sich Annette auch abseits der regelmäßigen Treffen mit Nachbarn privat zum Essen, zum Museumsbesuch oder Konzert.
Ich weiß diese Konstante in meiner Nachbarschaft sehr zu schätzen und möchte sie nicht mehr missen.
Postitiver Nebeneffekt: Der Stammtisch sorgt auch dafür, dass die Hilfsbereitschaft im Viertel steigt. Jetzt weiß jeder, wen er bei Problemen unkompliziert um Hilfe bitten kann. Sei es ein Babysitter für die Kleinsten, eine Einkaufshilfe für die Älteren – oder jemand, der bei der Haustierpflege hilft. Auf Annettes Katzen hat zum Beispiel bereits mehrmals eine Stammtischlerin aufgepasst.
Stammtischnachwuchs erwartet
Annette erinnert sich gerne an das allererste Stammtischtreffen im Sommer 2016: „Katharina und ich waren sehr gespannt, wer zum ersten Treffen kommt. Wir hatten überhaupt keine Idee, was uns erwartet und konnten einfach nur hoffen, dass die Chemie in der Gruppe stimmt.“ Dass sich der Stammtisch so stark in der Nachbarschaft etabliert hat, freut Annette sehr.
Ende des Jahres wird die Runde um zwei kleine Gesichter reicher. Zwei Stammtischfamilien erwarten Nachwuchs – klar, dass sich die anderen Stammtischler mitfreuen.
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