Wohin unser Müll geht – und einfache Helferlein zur Reduktion
Kehren vor der eigenen Haustür – Deutschland in Zahlen
Bezogen auf den Müllstrom, also wo der Müll hingeht, sind die Deutschen vorbildlich, da sie ihren Müll in der Regel ordentlich auftrennen: Essensreste kommen in den Biomüll, Verpackungen in die gelbe Tonne usw. Und bezogen auf die Masse? Wagen wir einen Blick:
417 Millionen Tonnen Müll hat die Bundesrepublik Deutschland im Jahr 2019 erzeugt.
Das entspricht 457 Kilogramm Haushaltsabfällen pro Einwohner:in, Tendenz steigend.
1990 landeten nur 352 kg Hausabfälle pro Person in den Mülleimern.
Wo kommt der zusätzliche Müll also her?
Erklären lässt er sich sehr einfach mit dem Phänomen des übermäßigen Konsums.
Fragst du dich, was du hier tun kannst, um diesen Überfluss positiv zu lenken?
Ganz einfach: Mach dir bewusst, was du konsumierst und welche Produkte du wirklich brauchst.
Oft lassen sich Dinge noch reparieren oder mit wenigen Handgriffen modernisieren und sind so nochmal lange Zeit sicher vor dem Weg in die Mülltonne.
Aber gehen wir noch einen Schritt zurück und betrachten das Problem im Ganzen.
Müllhandel als florierendes Geschäft
Die Weiterverarbeitung von Müll obliegt zwar verschiedensten Gesetzen, Auflagen und Normen, allerdings ist sie in den meisten Fällen Aufgabe privater Unternehmen. So entwickelte sich mit der Zeit ein eigenes Geschäft, nämlich der Müllhandel.
Ein guter Teil unseres Abfalls wird in Deutschland selbst verwertet und recycelt. Aber wenn es sich anbietet, wird Müll tatsächlich auch verkauft. Zum Beispiel in Form von gebrauchten Autos, die keiner mehr haben will, welche aber in anderen Ländern noch einen guten Preis erzielen.
Über die Hälfte der ausgeführten Gebrauchtfahrzeuge jedoch wird im Ausland dann demontiert, in seine Einzelteile zerlegt und danach deponiert.
Dasselbe gilt für exportierten Müll, der nicht in Deutschland zu Ende verwertet wird.
Es ist zum Beispiel in Deutschland viel zu teuer, den Müll von Hand zu sortieren und präzise zu verwerten. Somit wandert ein Großteil des Mülls auf Containerschiffe und wird ausgeschifft.
Am Zielort nimmt man sich das raus, was man noch verwerten kann.
Oft landet der Rest dann leider einfach im Meer. Und Müll, der sich nicht aufbereiten oder sauber auftrennen lässt, sowie schwer entsorgbare Sonderabfälle werden verbrannt.
Müllverbrennung ist nach wie vor die Nummer eins unter den finalen Müllentsorgungsmethoden, gefolgt von vergraben oder eben der Entsorgung im Meer.
Das findest du mehr als erschreckend?
Ja, das ist es in der Tat auch. Insbesondere, wenn wir uns bewusst machen, dass ein sehr großer Teil dieser Müllmassen Verpackungsmüll ist, der vermeidbar ist.
In einer Welt endlicher Rohstoffe ist es also durchaus sinnvoll, ressourcenschonend und mit maximaler Effizienz wieder- und aufbereitend zu wirtschaften.
Aus der Vogelperspektive ist klar: Die größtenteils private Müllwirtschaft ist aus verschiedenen Gründen reformbedürftig.
In einem offenen Markt eingebunden wird es sich für Mitbewerber immer mehr lohnen, ihren Müll an die Orte zu bringen, an denen es am billigsten ist, ihn weiterzuverarbeiten.
Eine mögliche Lösung wäre hier entweder eine noch deutlicher bindende EU-Richtlinie bezüglich des Handels, Exports und Imports von Abfällen aller Art.
Oder aber, die Müllentsorgung direkt an den Staat bzw. die Kommunen zu übergeben und die Arbeit in den Betrieben durch entsprechende Gehälter attraktiver zu gestalten.
So könnte man auch innovative kalte Abfallbehandlungstechnologien fördern und konkurrenzfähig machen.
Alltagsorientierte Lösungsansätze können einiges bewegen
Die effizienteste und langfristige Lösung ist ziemlich sicher ein Umdenken der Konsumgesellschaft im Allgemeinen. Aber bis es soweit ist und das kollektive Handeln sich umweltfreundlicher gestaltet, kann jeder und jede helfen, bewusst daran zu arbeiten, dieses kollektive Bewusstsein voranzutreiben und Müll in der Nachbarschaft vermeiden.
Jeden Tag konsumierst du zum Beispiel Dinge, deren Verpackung mit ein wenig Umgewöhnung problemlos vermieden werden kann.
Das Stichwort sind hier Mehrweglösungen.
Beim nächsten Kaffee auf die Hand kannst du zum Beispiel fragen, ob es vor Ort Pfandsysteme gibt. Dann bekommst du für einen minimalen Aufpreis deinen Kaffee in einem wiederverwendbaren Becher.
Was auch inzwischen einige Theken in Supermärkten anbieten, sind Produkt-Darreichungen in deinen eigens dafür mitgebrachten Behältnissen: So landet frische Ware nicht in Plastikfolien, sondern direkt in deinen Frischeboxen.
Dann musst du sie Zuhause nur noch in den Kühlschrank stellen und hast nicht nur Verpackungsmüll vermieden, sondern dir auch das Umpacken Zuhause gespart.
Viele lokale Cafés und Bäckereien bieten ein ähnliches Prinzip an und geben dir deinen Kaffee auch gerne in deinem eigenen Thermobecher mit.
Es braucht oft nur eine kurze Nachfrage und schon landet dein heiß ersehnter Kaffee in deinem wiederverwertbaren Becher.
Und wenn die Antwort negativ ausfällt und es dieses Angebot nicht gibt – dann hast du zumindest darauf hingewiesen und die Inhaber:innen wissen nun um diese Option.
Auch dein Essen für’s Büro kannst du statt in Plastiktüten oder Einzelverpackungen in Lunchboxen mitnehmen – und es wenn möglich vorher auch schon unverpackt einkaufen.
Deine Kolleg:innen werden es dir vermutlich schon bald nach machen, weil sie ganz neidisch auf all die Leckereien in deiner Lunchbox sind. Und schon wird wieder Müll eingespart.
Hinsichtlich der Produktion von Verpackungsmaterialien und dem Verbrauch von Konsumgütern wie Kleidung, Schuhen oder Elektronikartikeln brauchen wir eine Abkehr vom linearen Verbraucherverhalten hin zu einem nachhaltigen Kreislaufwirtschaften.
Um in der Eingangsmetapher zu bleiben:
Wir dürfen das Thema nicht mehr unter den Teppich kehren.
Und mit kleinen Handlungen machst du mit den ersten Schritt und hilfst zu einem großen Umdenken.
Klimaschutz ist deine Herzensangelegenheit? Werde Teil des Aktionsmonats Klima- und Umweltschutz und wage die ersten Veränderungen in deiner Nachbarschaft!
Zum Aktionsmonat