Bild: Flechtwerk 2+1 gGmbH
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Gastgeber für getrennte Eltern gesucht – damit es für die Kinder gut weitergeht


Eltern wollen für ihr Kind da sein. Wie gelingt das, wenn nach der Trennung nicht mehr alle am selben Ort wohnen? Die Initiative „Mein Papa kommt“ organisiert Gratis-Unterkünfte für Betroffene. Damit Papa trotzdem kommt.

Ein Gastbeitrag der Initiative „Mein Papa kommt“

Die dreijährige Laura konnte sich nach der Trennung ihrer Eltern nicht vorstellen, dass ihr Papa nun 600km anreist, um mit ihr Memory zu spielen. Und ihr Vater fragte sich, wie er die monatlichen Hotelkosten bewältigen würde. 

Wie gut, dass eine ehrenamtliche Gastfamilie ihre Herzen und Türen öffnete! Die Papa-Tage konnten schließlich zuverlässig stattfinden, denn Manuel fand Gastgeber, die ihm an Wochenenden einen Übernachtungsplatz anboten und ihm ihre Wertschätzung für seine väterliche Fürsorge zeigten. Die Gastgeber hatte er über die Initiative "Mein Papa kommt" gefunden.

Trennungen sind kein Kinderspiel

Jedes Jahr erleben über 130.000 Kinder in Deutschland die Trennung ihrer Eltern. Oft leben die Kinder dann weit entfernt von ihrem Papa oder ihrer Mama. Wenn das eigene Kind nach einer Trennung weit entfernt wohnt, ist es nicht einfach, einen engen Kontakt beizubehalten und eine intensive Bindung aufzubauen. 

Für viele anreisenden Eltern ist das finanziell und emotional eine große Herausforderung. Längst nicht jeder kann sich die finanziellen Mehrbelastungen leisten, weil die abendliche Heimfahrt nach dem Umgangstag angesichts der Entfernungen nicht mehr möglich ist. 

Oft verfügen die Eltern auch nicht über ein unterstützendes Netzwerk von Familie und Freunden am Wohnort des Kindes. Die Gefahr, die Nähe zum Kind zu verlieren, ist groß. Wie gut, dass ehrenamtliche Gastfamilien ihre Herzen und Türen öffnen!

Elternliebe kennt keine Entfernungen

"Mein Papa kommt / Meine Mama kommt" hilft wertungsfrei und pragmatisch, wenn Familien sich verändern und richtet sich nicht nur an getrennt lebende Väter, sondern ganz klar auch an getrennt lebende Mütter. 

Die Idee dahinter: Ehrenamtliche Gastgeber am Wohnort des Kindes bieten einen Übernachtungsplatz an, damit weit entfernt lebende Väter oder Mütter die eigenen Kinder öfter sehen und der Umgang gesichert ist.

Für den Tag bietet die bundesweite Initiative ergänzend Kinderzimmer auf Zeit an. Das sind Spielzimmer bei privaten Gastgebern, kooperierenden Kindergärten und Familienzentren. 

Denn am Wochenende stundenlang mit einem Kind draußen unterwegs zu sein, geht nicht nur richtig ins Geld, sondern ist auch für eine qualitätsvolle gemeinsame Zeit nur bedingt geeignet. 

Kinder brauchen nicht nur Zoobesuche und aufregende Schwimmbad-Tage, sondern auch Rückzug und vertraute Räume, um sich geborgen zu fühlen.

Annette Habert (Bild: Gordon Welters)

Die Idee hatte die Pädagogin Annette Habert im Jahr 2008, als sich ihr der kleine Sven aus München mit seiner Bedürftigkeit und seinem Trennungsschmerz anvertraute. Sein Vater schlief im Auto, wenn er am Umgangswochenende von weither anreiste und kam deshalb nur im Sommer. Die Kosten für die Übernachtung in einem Hotel konnte er sich nicht leisten.

Die Vorstellung, dass ein Kind nach dem Papa-Tag mit dem Wissen einschläft, dass sein Vater draußen auf dem Parkplatz übernachtet, hatte Annette tief betroffen gemacht. Sven hatte einfach damit gerechnet, dass es für seine Sehnsucht nach Verbundensein doch irgendwen in der Welt geben würde, der ein Hoffnungsträger für neue Lösungen in seiner Familie sein könnte.

Habert vermittelte den Vater monatlich an einen ehrenamtlichen Gastgeber am Wohnort von Sven. Sie war überzeugt: 

Es darf uns nicht egal sein, unter welchen Bedingungen Eltern und Kinder nach der Trennung verbunden bleiben. Wenn Kinder ihre Bindungssicherheit verlieren, tragen wir alle die Folgen.

Bald erkannte sie, dass die familiäre Situation des Jungen kein Einzelfall war und vermittelte bundesweit weitere anreisende Väter und Mütter an ehrenamtliche Gastgeber. (Zum Video der Entstehungsgeschichte hier entlang

Einmal kurz die Welt retten

Die Väter und Mütter, die durch ganz Deutschland zu ihren Kindern fahren, sind ganz wertvolle Menschen. Sie betreiben so viel Aufwand – fahren oft Hunderte Kilometer durch die Republik –, um ihrem Kind Sicherheit zu geben. Diese Eltern sind auch für uns als Familie eine große Bereicherung.

– Julia, langjährige Gastgeberin aus Hamburg (Zum ganzen Interview mit Gastgeberin Julia)

Einmal kurz die Welt retten? Manchmal geht das nebenbei im Schlaf. Hilfe kann so pragmatisch und einfach sein. Ein Gästebett und ein Morgenkaffee – das reicht oft schon! 

Gastgeber werden für ein Kind mit Trennungserfahrung zu Helden und der anreisende Elternteil kann für sein Kind zuverlässig da sein. 

Gastgeber werden. Kinder stärken.

Damit das gelingt, werden Gastgeber gesucht. Überall, wo Kinder leben. Mit ihrem monatlichen Engagement stärken sie ein ganzes Kinderleben und verhindern Bindungsabbrüche. Wenn Kinder nach der Trennung das Verbundensein mit beiden Eltern erfahren, sind wir alle die Beschenkten.

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Gastbeitrag der Initiative „Mein Papa kommt“ 


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Tags Created with Sketch. getrennte Eltern Familienwochenende
Laura Weyel | nebenan.de

Laura Weyel unterstützt seit Juli 2019 das Städte- & Organisationen-Team von nebenan.de. Die Masterstudentin hat zuvor ihren Bachelor in Kulturwissenschaften abgeschlossen.