Antje startet eine feministische Gruppe in ihrer Nachbarschaft
Neue Nachbarschaft, neue Perspektiven
Antje ist 31, selbstständige Illustratorin und vor Kurzem innerhalb Berlins umgezogen. Der Umzug war nicht freiwillig – und brachte Veränderungen mit sich, die sie dazu brachten, Nachbarschaft neu zu denken. Während sie früher kaum Kontakt zu Nachbar:innen suchte, wurde das Miteinander in ihrem neuen Lebensabschnitt plötzlich wichtig: ein freundlicher Gruß im Treppenhaus, ein erstes Gefühl von Ankommen im neuen Kiez.
Auf der Suche nach Gleichgesinnten in ihrer Nähe veröffentlichte sie bei nebenan.de einen Beitrag mit dem Titel „Gegen die Einsamkeit“ – mit der Einladung zu feministischen Spaziergängen in ihrem Kiez. Schon kurz nach dem Beitrag meldeten sich viele Nachbar:innen – offen, interessiert und neugierig.
Gesucht: Menschen mit gleichen Werten
Antje schildert, dass sie sich phasenweise einsam fühlt – ein Gefühl, das sie offen benennen kann, das aber gesellschaftlich oft tabuisiert ist. Denn Einsamkeit wird nicht selten als Schwäche angesehen. Dabei geht es ihr nicht darum, einfach „irgendwen“ kennenzulernen, sondern Menschen in ihrer Nähe, mit ähnlichen Werten: eine feministische Grundhaltung, gegenseitiger Respekt und Offenheit.
Was sie suchte, war kein oberflächlicher Austausch, sondern Gespräche auf Augenhöhe über Themen, die sie wirklich bewegen. Ihr Beitrag bei nebenan.de traf offenbar einen Nerv: Schon nach kurzer Zeit meldeten sich viele – vor allem Frauen mit ähnlichen Gedanken. Aus ersten Spaziergängen entstanden neue Bekanntschaften, eine davon entwickelt sich sogar in Richtung Freundschaft.
FLINTA*-Gruppe entsteht in Berlin-Schöneweide
Aus der Dynamik ihres Beitrags heraus gründete Antje bald eine neue Gruppe auf nebenan.de – für FLINTA*-Personen (Frauen, Lesben, inter, nicht-binäre, trans und agender Personen) in ihrer Nachbarschaft Schöneweide. Die Gruppe versteht sich als sicherer Raum und zählt inzwischen über 35 Personen.
Ihr erstes Gruppentreffen fand gerade statt – und dafür hatte Antje bereits ein klares, aber offenes Konzept: Zu Beginn gibt es einen kurzen Wissensimpuls, zum Beispiel darüber, was FLINTA* bedeutet oder warum solche Gruppen wichtig sind. Danach ist Raum für persönliche Erfahrungen und kleine praktische Übungen, etwa dafür, in Gesprächen klar und kommunikativ selbstbewusst aufzutreten. Und natürlich soll auch der persönliche Austausch nicht zu kurz kommen – beim Kaffee, im Gespräch, ganz ohne Programm.
Kritik begegnen, ohne den Raum zu verlieren
Antjes Beitrag löste unterschiedliche Reaktionen aus – neben viel Zustimmung gab es auch Kritik: Manche fühlten sich durch die Einladung ausgeschlossen, insbesondere Männer, die mit dem Thema Feminismus wenig Berührung haben. Antje hat sich bewusst entschieden, nicht auf jede Reaktion einzugehen.
Ihr Fokus liegt darauf, einen sicheren, respektvollen Raum zu schaffen – für Menschen, die sich auf echten Austausch einlassen wollen. Gleichzeitig betont sie: Männer, die sich ehrlich mit Gleichberechtigung auseinandersetzen und nach neuen, wertebasierten Bezugsgruppen suchen, sind ausdrücklich willkommen.
Von der Plattform ins echte Leben
Wie viele andere auch, hat Antje soziale Ängste, weshalb ihr der direkte Kontakt oft schwerfällt. Der Einstieg über nebenan.de war für sie niedrigschwellig und konkret – einfacher als ein Aushang, und zugleich persönlich. Dass ihr Beitrag schnell auf offene Ohren stieß, zeigt für sie die Stärke digitaler Nachbarschaft.
Durch Nachbarschaft können fremde Personen zu Bekannten werden.
Einsamkeit hält viele in Passivität – oft aus Angst vor Stigmatisierung. Antje hat gezeigt: Manchmal reicht ein kurzer Beitrag oder das Beitreten einer Gruppe, um ins Gespräch zu kommen. Wer seine Haltung teilt, findet oft mehr Gleichgesinnte, als gedacht – und kann echte Gemeinschaft erleben.
Für Antje fühlt sich das Engagement richtig an – nicht nur für andere, sondern auch für sich selbst: „Ich glaube, das, was ich da tue, ist in dem kleinen Rahmen auf jeden Fall sehr wichtig für einige Leute. Und da bin ich etwas stolz auf mich!“
Wenn du mehr über Antjes Arbeiten als Illustratorin erfahren möchtest, schau dir ihr Profil bei nebenan.de an.
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